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noch so ein Bauwagen-Blog...

  • von Schneider & Krümpelmann
  • 03 Feb., 2017

Seit ich mir vor drei Jahren einen Bauwagen als Büro und Arbeitszimmer gebaut habe und dieser so in meinem Garten platziert ist, dass er weithin sichtbar ist, habe ich regelmäßig Anfragen zu allen möglichen Aspekten, die das Thema Bauwagenbau mit sich bringt.

Da sich viele dieser Fragen wiederholen – anbei ein kleiner Artikel, der die eine oder andere dieser Fragen beantworten wird. Bei Interesse werde ich versuchen die fehlenden Aspekte (es dürften eine ganze Menge sein) noch nachzuliefern...

 

Wohnen im Bauwagen. Eine „alte“ „neue“ alternative Wohnform.

 

Geschichtlich betrachtet war wohnen in Bau- und Zigeunerwagen in Deutschland verpönt.  Im Regelfall fühlte man sich in Deutschand von Wagenplätzen bedroht. Ihnen haftete der Nimbus des schmuddeligen an und ihre Bewohner wurden nicht selten als Kriminelle stigmatisiert. Speziell in größeren Städten ging man seitens der Behörden mit aller Härte gegen diese nicht genehmigten Wohnformen vor und selbst Zwangsenteignungen, bei denen die Bauwagen konfisziert und als „Abfall“ entsorgt wurden, waren an der Tagesordnung.

Erfreulich ist, dass mittlerweile (wenn auch sehr langsam) besonders in größeren Städten ein Prozess des Umdenkens stattfindet. Die Legalisierung von Wagenplätzen hat in fast allen deutschen Städten begonnen und spiegelt eine Veränderung in unserer Gesellschaft wider. Die zunehmende Individualisierung der Lebensstile drückt sich besonders in unserer Art zu wohnen aus. Auch wenn der Erwerb von Eigentum und Besitz oft unser Handeln bestimmen, so stellen wir doch auch immer wieder fest, dass Eigentum neben seinen angenehmen Seiten auch Mühe macht und uns des Öfteren nervt. Das weiß jeder, der schon einmal schwitzend über seiner Steuererklärung gesessen hat. Und so führt ein Hinterfragen des eigenen Lebensstils und der eigenen Bedürfnisse häufig zu der Erkenntnis, dass wir gar nicht so viel zum Leben brauchen. Auch was unsere Art zu wohnen angeht.  So gesellt sich plötzlich eine neue Klientel zu denen, welche die Vorzüge des Wohnens in „Tiny Houses“ oder Bauwagen schon immer zu schätzen gewusst haben. Man schätzt die Unabhängigkeit, die niedrigen Kosten und die Variabilität welche diese Wohnform mit sich bringt. Und so ändert sich auch die Erscheinungsform der Wagen selbst: neben den anheimelnden Bau- und Zirkuswagen, die Hippie-Lifestyle und Lagerfeuerromantik verströmen stehen zunehmend bis ins letzte Detail durchgestylte Designerstücke auf Rädern. Und das auch noch für vergleichsweise wenig Geld verglichen mit dem finanziellen Aufwand sich ein Haus zu bauen.

 

Baurechtliche Betrachtung

 

In Hamburg und Bremen gibt es seit den 50er Jahren eine „Bauwagenverordnung“ mit der man hauptsächlich versucht hat, dieses „Übel“ einzudämmen. Diese sind allerdings mittlerweile recht angestaubt. In den Landesbauordnungen der Bundesländer findet sich explizit zu diesem Thema rein gar nichts. Geleitet vom Wunschdenken, es möge bitte einmal etwas unkompliziert sein, das mit Behörden zu tun hat, kursiert immer wieder das Gerücht, bei einem dauerhaft bewohnten Bauwagen würde es sich um einen genehmigungsfreien „fliegenden Bau“ handeln. Schließlich habe so ein Wagen ja Räder und könne jederzeit an einen anderen Ort gezogen werden. Für den Fall, dass der Wagen als Hühnerstall, Kinderspielhaus oder für gelegentliche Bauwagentreffs herhalten muss ist diese Betrachtungsweise richtig. Für den Fall, das er permanent bewohnt wird nicht. Dann ist ein Bauantrag einzureichen. Mit allem drum und dran. Auch ist zu beachten, wo ein Bauwagen überhaupt stehen darf. Bauwagen sind im Innen- und Außenbereich außerhalb von behördlich genehmigten Camping-, Zelt- und Wochenendplätzen als rechtswidrige Anlagen, die keinen Bestand haben, einzustufen. Riecht nach Ärger. Also: Wer dauerhaft in einem Bauwagen leben möchte unterliegt in Deutschland denselben baurechtlichen Notwendigkeiten, die auch der Bau eines Einfamilienhauses mit sich bringt. Und das ist noch nicht einmal die größte Hürde, die zu nehmen ist. Auch wenn man über ein Grundstück verfügt, welches Baurecht besitzt, bedeutet dies nicht automatisch, dass ich einen Bauwagen aufstellen darf. Es ist festzuhalten, dass ein bewohnter Bauwagen auch einer Wohnnutzung entspricht. Also wäre er in allen Baugebieten, die eine Wohnnutzung ausweisen, grundsätzlich genehmigungsfähig. Nun kommt es desweiteren darauf an, auf welcher Rechtsgrundlage man in solchen Gebieten bauen darf. Hier unterscheidet man normalerweise zwei unterschiedliche Fälle:

 

Wohngebiete mit Bebauungsplan

 

Besteht für das bestehende oder geplante Grundstück für einen Bauwagen oder Gelände eines Wagenplatzes ein Bebauungsplan, so wird dieser jedoch im Regelfall nicht zu einer Bebauung mit Bauwagen passen. Zieht die Gemeinde mit, könnte man den Bebauungsplan ändern lassen, z.B. in eine Sonderbaufläche „Alternatives Wohnen". Dies ist in einigen Städten (z.B. in Kiel und Berlin) auch schon so gehandhabt worden. Auch könnte man versuchen sich von den Festsetzungen des Bebauungsplans befreien zu lassen. In §31 (2) BauGB heißt es: „Von den Festsetzungen des Bebauungsplanes kann befreit werden, wenn die Grundzüge der Planung nicht berührt werden und (...) die Abweichung städtebaulich vertretbar ist (...) und wenn die Abweichung auch unter Würdigung nachbarlicher Interessen mit den öffentlichen Belangen vereinbar ist." Durch Nutzungsverträge können durch die Gemeinden die für notwendig erachteten Auflagen festgelegt werden, damit sowohl die städtebauliche Vertretbarkeit als auch die Würdigung nachbarlicher Interessen gewährleistet werden kann.

 

Wohngebiete ohne Bebauungsplan

 

Besteht für das betroffene Gelände kein Bebauungsplan, so „ist ein Vorhaben zulässig, wenn es sich nach Art und Maß der baulichen Nutzung, der Bauweise und der Grundstücksfläche, die überbaut werden soll, in die Eigenart der näheren Umgebung einfügt und die Erschließung gesichert ist. Die Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse müssen gewahrt bleiben; das Ortsbild darf nicht beeinträchtigt werden" (§34 (1) BauGB). Diese Festsetzung lässt nun einige Interpretationsmöglichkeiten und wird dadurch sicherlich für Diskussionen sorgen. Was allerding für eine Bebauung mit Bauwagen spricht ist die Tatsache, dass der häufigste Grund, weswegen solche Bauanträge abgelehnt werden, schon einmal ausfällt, nämlich der Versuch sich mehr Baurecht zu sichern als alle anderen.

 

Bauwagen im Außenbereich

 

Auf die Genehmigungsfähigkeit solcher Vorhaben im Außenbereich gehe ich hier nicht weiter ein. Auch wenn viele Bauwagen im Außenbereich stehen, so sind sie aus Sicht des zuständigen Landratsamtes dort im Maximalfall geduldet. Und dies auch nur dann, wenn das Ladratsamt nicht offiziell Kenntnis davon hat, dass dort ein Bauwagen steht. Auch wenn es sehr verlockend erscheinen mag am Waldrand fernab des nächsten Dorfes zu wohnen, so lässt sich eine rechtliche Grundlage hierfür in unserem Baurecht nicht finden.

 

Als Fazit lässt sich festhalten: möchte ich einen Bauwagen aufstellen um diesen dauerhaft zu bewohnen, muss man die Nachbarn und die betroffene Gemeinde mit ins Boot holen. Erst wenn dies gelingt, bestehen überhaupt Chancen, baurechtlich verlässliche Tatsachen zu schaffen. Letztendlich ist es eine Frage des politischen Willens solange dieser Bereich des Bauens nicht explizit durch unsere Gesetzgebung geregelt ist. Möchte ich mir einen Bauwagen in den Garten stellen um ihn wie eine Gartenhütte zu nutzen, ist die Sache wesentlich einfacher. Die Nutzungsmöglichkeiten sind vielfältig. Ob man den Bauwagen als Gästezimmer, Partywagen, für Yogaübungen oder als Hobbywerkstatt nutzt, bleibt jedem selber überlassen. Je nach Baurecht und Betrachtungsweise des jeweiligen Landratsamtes gehen die Meinungen dazu stark auseinander. Während das eine Amt den Bauwagen als „fliegenden Bau“ anerkennt oder als ein Gebäude, welches verfahrensfrei errichtet werden darf, betreiben andere Landratsämter einen wesentlich höheren Aufwand. Wer auf ein hohes Maß an Rechtssicherheit Wert legt, dem wird der Gang zur Gemeinde und zum Landratsamt also nicht erspart bleiben.

 

Win-win-win-Situation Wagenplatz

 

Sogenannte „Wagenplätze“, also Grundstücke auf denen mehrere Bauwagen stehen, sind im Prinzip nichts anderes als Wohngemeinschaften in denen die Bewohner nicht durch einen Hausflur sondern vielmehr durch einen Garten miteinander verbunden sind. Nimmt man die Konstellationen, unter denen Wagenplätze entstehen können genauer unter die Lupe, stellt man recht schnell fest, dass sich hier Vorteile für alle Beteiligten ergeben können. Für die Bewohner eines solchen Wagenlatzes sind diese Vorteile am offensichtlichsten. Man teilt sich die Kosten für ein Grundstück, egal ob Kauf oder Pacht. Die Baukosten für einen eigenen Bauwagen sind im Regelfall, verglichen mit einem Einfamilienhaus, verschwindend gering. Durch die Rechtssicherheit, die ein offizieller Wagenplatz mit sich bringt, herrscht Planungssicherheit. Als Bewohner eines Bauwagens hat man dann ein „zu Hause“ von dem man nicht ohne weiteres vertrieben werden kann. Und das hat zweifelsohne Auswirkung auf die Gestaltung von Wagenplätzen. Während man vorher, damit rechnend vom Landratsamt vertrieben zu werden nur Provisorien behaust hat, wird sich die Mühe den Außenraum dieser Plätze ansprechend zu gestalten, auszahlen. Sowohl für die Bewohner, als auch für das Ortsbild einer Gemeinde.  

Für Gemeinden kann das Thema Wagenplätze darüber hinaus ein spannendes sein, berücksichtigt man den Umstand, dass gerade für junge Menschen diese Art zu wohnen erstrebenswert erscheint. Die verschiedenen Haushaltstypen haben ihrer sozialen Lage gemäß unterschiedliche Profile ihrer Zuzugsgründe in Städte und Gemeinden. Gerade für jüngere Menschen, die häufig mit geringeren Einkommen zu Rande kommen müssen, steht laut Studien bei ihrer Wohnungssuche vor allem ein günstiger Mietpreis im Vordergrund. Ein Wagenplatz bietet hier eine echte Alternative. Für Gemeinden, die beispielsweise aufgrund demografischer Entwicklungen und der „Landflucht“ junger Menschen zu kämpfen haben besteht hier die Möglichkeit, dieser Klientel Anreize zu schaffen. Der Zuzug junger Menschen ist gut für ortsansässige Unternehmen. Junge Menschen engagieren sich. Diese Aufzählung lässt sich beliebig weiterführen. Auch als Verpächter brachliegender Flächen, welche sich in Gemeindebesitz befinden, profitieren die Gemeinden, generieren diese doch fortan Einnahmen.

Und auch für Privatleute, die als Vermieter oder Verpächter eines Grundstücks auftreten, ergeben sich echte Chancen. Möchte der Besitzer eines Grundstücks dieses, aus welchen Gründen auch immer, auf absehbare Zeit nicht bebauen, so würde ihm die Errichtung eines Wagenplatzes ermöglichen, für die Übergangszeit eine attraktive Rendite zu erzielen. Auch als Alternative zu einer Bebauung mit vermietbaren Flächen kommt ein Wagenplatz in Betracht, da die erzielbare Rendite unter gewissen Umständen sogar höher ausfällt, als bei der Errichtung von Mietwohnungen. Auf diese Tatsache kommt man allerdings erst, wenn man alle möglichen Szenarien im Rahmen einer Wirtschaftlichkeitsberechnung durchspielt. Die Rendite eines Grundstücks ist dabei von vielen Rahmendaten abhängig und es würde hier zu weit führen, auf alle Einzelheiten einzugehen. Allerdings habe ich anhand eines real existierenden Grundstücks mit einer Fläche von 1.200m2 vor kurzem zwei Wirtschaftlichkeitsberechnungen durchgeführt. Im ersten Fall bin ich von einer Bebauung des Grundstücks mit einem Mehrfamilienhaus ausgegangen welches das maximal zulässige Maß an Bebauung ausnutzt. Im zweiten Fall bin ich davon ausgegangen, dasselbe Grundstück würde als Wagenplatz von acht Bauwagen genutzt, deren Bewohner 200,- Euro Pacht im Monat je Bauwagen zahlen und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ein Wagenplatz in diesem Falle eine höhere Rendite abwirft, da die Investitionskosten wesentlich geringer ausfallen. Dies wird sich (u.a. in Abhängigkeit des Preises für Bauland) zwar nicht immer so verhalten, ist jedoch im einen oder anderen Falle durchaus vorstellbar und kann somit sicherlich für Grundstückseigentümer ein Anreiz sein, seine „Wiese“ für diese Form alternativen Bauens zur Verfügung zu stellen.

Bauwagen selber bauen? Geht schon.....

Das Internet ist mittlerweile voll von Anbieter- Webseiten, welche Bauwagen oder Tiny Houses verkaufen.  Auf Plattformen wie eBay stapeln sich die Angebote dazu und die Preise variieren zwischen „haben-die-das Holz-eigentlich-geklaut?“ und Preisen, die man wahrscheinlich für ein voll ausgestattetes Wohnmobil in Übergröße hinlegen müsste. Mir geht es beim studieren dieser Angebote allerdings so, dass ich die angebotenen Bauwagen, unabhängig von den Preisvorstellungen ihrer Erbauer, überwiegend ziemlich scheußlich finde. (Aber ich bin ja auch nicht objektiv und außerdem beruflich etwas vorbelastet.) Denjenigen, denen es genauso geht, bleibt also wohl nur der Gang zu jemanden, der ihm einen Bauwagen nach seinen eigenen Vorstellungen baut. Oder man baut ihn einfach selber. Etwas handwerkliches Geschick und vernünftiges Werkzeug sollte man dafür schon mitbringen, sonst wird einem wahrscheinlich mittendrin die Puste ausgehen. 

 

Money, Moos, Moneten

 

Baut man einen Bauwagen selber, dann ist das immer noch kein kostenloses Vergnügen. Schließlich benötigt man ein Fahrgestell mit ausreichender Zuladung, jede Menge Baumaterialien, Befestigungsmittel, eine passende Heizung für die Nutzung im Winter und eventuell noch ein paar Handwerkerleistungen für die Dinge, welche man selbst handwerklich nicht leisten kann oder sollte. Das „sollte“ bezieht sich in erster Linie auf sicherheitsrelevante Aspekte. Es hilft überhaupt nicht, ein paar Euro gespart zu haben, wenn einem die selbst eingebaute Steckdose später den Bauwagen anzündet. 

Durch die Verwendung von gebrauchten Baumaterialien kann man eine Menge sparen. Pauschal lässt sich die Frage nicht beantworten, was der Bau eines Bauwagens kostet. Dies hängt in erster Linie von der Größe, der Konstruktion und dem Ausbaustandard ab. Man muss sich also im Vorfeld schon die Arbeit machen, seinen Bauwagen detailliert zu planen und sich gut zu überlegen, welche Materialien man schon hat, die man verwenden kann. 

 

Um im Vorfeld eine grobe Idee von den detaillierten Kosten zu bekommen, führe ich im folgenden einmal auf, was mein Bauwagen ungefähr gekostet hat. Mein Bauwagen hat eine Grundfläche von ca. 14m2 und eine Höhe von ca. 2,45m (über der Tragkonstruktion des Fahrgestells).

 

Fahrgestell gebraucht € 350.-

Konstruktionsholz, Holzwolledämmung, Befestigungsmittel, Beschläge € 1.800.-

Dachabdichtung und Spenglerarbeiten (habe ich machen lassen) € 1.500.-

Elektroinstallation € 200.-

Ofen, Ofenrohre, Material für Wanddurchführung € 250.-

Verbrauchsmaterialien für Instandsetzung des Fahrgestells € 200.-

Holz für den Innenausbau (Möbel) € 300.-

Gesamt € 4.600.-

 

Einige Baumaterialien hatte ich noch vorrätig, z.B. die Dachlatten, mit denen ich die Konstruktion für meine hinterlüftete Holzfassade gebaut habe. Die Steckdosen, Schalter und Isolierglasscheiben meiner Fenster habe ich in einem Abbruchhaus ausgebaut, was mich eine Kiste Bier für den Abbruchunternehmer gekostet hat. Die Dachabdichtung hätte ich durchaus selber machen können. Da ich für die Spenglerarbeiten mangels Kompetenz ohnehin jemanden gebraucht habe, hat die betreffende Firma gleich die Dachabdichtung mitgemacht. 

 


Das Fahrgestell

 Will man sich ein Fahrgestell für einen Bauwagen besorgen, gibt es im Wesentlichen zwei Aspekte welche man dringend berücksichtigen muss. Zum einen die maximale Zuladung zum anderen die Verkehrstauglichkeit. Möchte man mit dem Bauwagen tatsächlich des Öfteren einen Ortswechsel vornehmen, sollte man sich einmal die Fahrzeug-Zulassungsverordnung (FZV) zu Gemüte führen. Das Thema ist allerdings ganz schön trocken. Meines Wissens nach ist ein Bauwagen ein zulassungsfreier Anhänger, darf aber nur auf öffentlichen Strassen bewegt werden, wenn das Zugfahrzeug an eine Geschwindigkeit von maximal 25 km/h gebunden ist und er einem genehmigten Typ entspricht oder eine Einzelgenehmigung erteilt ist. Wer das genau wissen möchte, dem sei ein Gang zur nächsten Zulassungsstelle angeraten, denn im Netz tummeln sich solche Unmengen an Weisheiten zu dem Thema, dass man nach ausgiebiger Recherche auch nicht informierter ist.

Die maximale Zuladung des Fahrgestells ist insofern wichtig, als dass man mit dem Aufbau, abhängig von der Konstruktion, einiges an Gewicht zusammen bringt. Hat man also einen detaillierten Plan seines Bauwagens gezeichnet, sollte man zumindest überschlägig eine Lastermittlung der Baumaterialien vornehmen und das Fahrgestell so wählen, dass man noch genügend Reserve für Schneelasten und Verkehrslasten (Bücher, Bier, dicke Kumpels, usw.) hat. 

Realistisch betrachtet werden die meisten Bauwagen nicht häufig bewegt. Man sollte also die Investition in ein Fahrgestell kritisch hinterfragen, wenn man von vorneherein davon ausgeht, dass der Bauwagen den man baut, meist an einem Ort bleibt. Ein Bekannter von mir, der professionell Bauwagen baut, verfolgt hier einen sehr interessanten Ansatz: statt auf einem Fahrgestell, montiert er seine Bauwagen auf einer Wechselpritsche. Dies hat nicht nur den Vorteil, das man sein Fahrgestell nicht instand halten muss, bei einem Ortswechsel kommt einfach ein LKW-Unternehmen, bockt das gute Stück auf und lädt ihn am gewünschten Ort wieder ab, ohne dass man sich über die Legalität des Transports, die Verkehrssicherheit usw. Gedanken machen muss. Außerdem ist eine Wechselpritsche erheblich günstiger als ein Fahrgestell, so dass die Beauftragung einer Spedition bei seltenen Transporten nicht so ins Gewicht fallen dürfte. Bauwagen-Romantiker werden jetzt entgegnen, der Bauwagen wäre dann ja kein Bauwagen mehr, weil ihm die Räder fehlen. Stimmt auch. Dann wäre er eher ein transportables Tiny-House. Aber angesichts der Tatsache, dass mein Bauwagen erst einen Ortswechsel, aber dafür drei Reifenwechsel hinter sich hat, bin ich in diesem Punkt nicht dogmatisch.

Lastannahmen

Wie oben erwähnt, macht eine Lastermittlung des Aufbaus für die Anforderungen an die Zuladung des Fahrgestells durchaus Sinn. Nachfolgende Tabelle führt das Gewicht einiger der gängigen Baumaterialien auf, welche beim Bau von Bauwagen Verwendung finden:

Baumaterialien

kn/m3

 

 

Brettsperrholz (Weichholz) ca.

5

Douglasie

7,7

Eiche

6,7

Fichte

4,7

Furniersperrholz (Birke)

6,8

Furniersperrholz (MPX-Buche)

7,6

Grobspanplatte (OSB-Platte)

7

Harte Faserplatte (HB, HFH), mind.

8

Hartholz allg.

8

Holzfaserdämmplatte (fest)

2,5

Holzfaserdämmplatte (flexibel)

0,6

Kiefer

5,2

Lärche

5,9

Sperrholz (Nadelholz)

5,2

Weichholz allg.

5,5

Bitumen

10,8

Hartschaumstoffe (Polystyrol), EPS

0,3

Hartschaumstoffe (Polystyrol), XPS

0,45

Kork

2,7

Mineralwolle

1,5

Weichfaserplatten

2,3

 

Das Gewicht des Fahrgestells sollte man bei der Lastermittlung nicht vergessen...

Bauphysik

Bei der Überschrift wird sich der eine oder andere Leser die Frage stellen, ob ich einen Hang zur „Verwissenschaftlichung“ eines eigentlich einfachen Themas habe. Um es kurz zu machen – nein, habe ich nicht, sondern halte die bauphysikalische Betrachtung deswegen für wichtig, weil es viele gibt, die Ihren Bauwagen nicht nur als Freizeitmobil oder Hobbyraum nutzen, sondern darin leben. Und spätestens dann sollte man ein Augenmerk auf gesunde Wohnverhältnisse legen. Bei den meisten Bauwagen wird ein unheimlich großer Aufwand betrieben, sie außen wie innen liebevoll zu gestalten. Dabei wird sehr oft übersehen, dass z.B. die Konstruktion der Außenwände und des Dachs bauphysikalisch einwandfrei funktionieren müssen, möchte man nicht auf Dauer in einer Schimmelhöhle wohnen. Schimmelsporen in der Luft machen uns krank. Und Bauwagen sind, bei z.B. einem falschen Wandaufbau prädestiniert für massive bauphysikalische Probleme. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe: zum einen sorgen wir über unsere Atemluft für permanente Luftbefeuchtung. Ein erwachsener Mensch gibt pro Tag 1-1,5 Liter Wasser an die Luft ab. Kochen wir im Bauwagen oder haben wir dort Topfpflanzen stehen erhöht sich diese Menge drastisch. Das Luftvolumen ist in einem Bauwagen jedoch viel geringer als in den meisten Häusern, d.h. wir finden dort eine wesentlich höhere Luftfeuchtigkeit vor, die sich nicht so gut verteilen kann. Zum anderen unterliegen Bauwagen wesentlich höheren Temperaturschwankungen als unsere Häuser. Während unsere Wohnäuser im Winter von Zentralheizungen dauerhaft geheizt werden, kühlt ein Bauwagen relativ schnell aus, wenn der Ofen nicht befeuert wird. Der Nachteil der leichten Baustoffe, welche wir für die Konstruktion der Wagen verwenden, ist eine mangelnde Trägheit bei der Speicherung von Wärme. Dies führt über die raschen Temperaturschwankungen zu einem vermehrten Kondensatausfall an den kalten Oberflächen. 

Warme Luft hat bekanntlich ein höheres Speichervermögen für Wasserdampf als kalte Luft. Diese warme, feuchte Luft können wir durch regelmäßiges Stoßlüften loswerden. Aber wer macht das schon. Spätestens wenn das Wetter draußen kalt und fies ist, lässt niemand freiwillig die kuschellige Wärme (die mit viel Holzhacken erkauft wurde) freiwillig aus dem Bauwagen. Also sollten wir dafür sorgen, dass unsere Außenwände und im Optimalfall auch unser Dach eine ausreichende Diffusionsfähigkeit besitzt. Unter Diffusion versteht man den Transport von Wasserdampf durch ein Außenbauteil bei feuchter Innenraumluft und trockener Außenluft im Winter. Der Diffusionswiderstand der verwendeten Baustoffe sollte von innen nach außen hin abnehmen. Im Netz gibt es hervorragende Hilfsmittel um die geplanten Aufbauten von Wänden und Dächern dahingehend zu überprüfen. Unter https://www.ubakus.de/gibt es zum Beispiel einen U-Wert Rechner, in den man die verwendeten Baustoffe und Materialstärken eingibt und der einem mit einem Klick verrät, ob die Konstruktion bauphysikalisch funktioniert. Für Privatanwender ist der Rechner kostenlos. Diese Seite ist übrigens auch grandios, wenn man sich mit dem sommerlichen Wärmeschutz auseinandersetzen möchte. Hier kann man einiges dazu nachlesen. Wer sich sowohl im Winter als auch im Sommer des Öfteren in einem Bauwagen aufgehalten hat, der weiß aus Erfahrung, dass die Beheizbarkeit im Winter an sich kein Problem darstellt, während man im Sommer an heißen Tagen und bei direkter Sonneneinstrahlung unheimlich hohe Temperaturen in den Gefährten bekommt. Die Möglichkeit der Querlüftung (gegenüberliegende Fenster) und ein Sonnenschutz vor den Fenstern hilft gewaltig.  Mein Bauwagen stand lange Zeit unter einem großen Baum – der wohl effektivste sommerliche Wärmeschutz. 

Statik

Noch so ein Thema. Wer glaubt, ein Bauwagen sei Prinzip eine Gartenhütte auf Rädern, der irrt gewaltig. Während wir die Holzkonstruktionen einer Gartenhütte problemlos so bemessen können, dass sie Wind- und Schneelasten aushalten, müssen wir bei den meisten Bauwagen ja das Gewicht der verwendeten Materialien (siehe oben) berücksichtigen. Außerdem macht eine Gartenhütte im Straßenverkehr keine Vollbremsung, ein Bauwagen sollte das schon aushalten. Bauen wir die Wände unseres Bauwagens in Holzständerbauweise, haben wir unterschiedliche Möglichkeiten, diese Wände auszusteifen, um statisch eine „Scheibenwirkung“ der Wände zu erreichen. Die klassische Art der Aussteifung besteht aus Diagonalen. Jahrhunderte lang haben Zimmerer auf diese Art Tragwerke ausgebildet. Heutzutage hat sich im Holzbau zunehmend die Holztafelbauweise durchgesetzt. Dabei werden die Holzständer mit Holz-, Holzwerkstoffen oder Gipswerkstoffen beplankt. Dabei bestimmt die Anzahl der verwendeten Schrauben oder Nägel die Steifigkeit der Konstruktion. Die Beplankung der Wände auf der Innenseite mit z.B. OSB- oder Dreischichtplatten hat zudem den Vorteil, dass eine Dampfdiffusion aus der Raumluft in das Bauteil hinein behindert wird (siehe Bauphysik...). Mittlerweile gibt es auch Holzfaserdämmplatten für Aufdachdämmungen, die ebenfalls, bei richtiger Befestigung, eine aussteifende Funktion erfüllen und auf der Außenseite der Bauwagenwände eingesetzt werden können. Darüber hinaus gibt es eine Menge weiterer möglicher Konstruktionen. Ein Bekannter von mir hat recht pragmatisch das ganze Thema abgekürzt und sich ein Fahrgestell zugelegt, welches eine so hohe Zuladung hatte, dass er die Wände aus KLH (Kreuzlagenholz) einfach nur darauf befestigen musste. Das verkürzt die Bauzeit immens, dafür hat man dann einen 10-Tonnen Bauwagen. Wer wirklich gar keine Erfahrung mit der Bemessung von Holzbauteilen hat, sollte sich an den Zimmerer seines Vertrauens wenden und sich im Zweifelsfalle von diesem einen Abbund schnitzen lassen. 

Konstruktionsbeispiele

So, alle praktisch veranlagten Menschen können nun aufatmen. Jetzt wird gebastelt. Aus den Unmengen möglicher Konstruktionen führe ich im Folgenden zwei Beispiele für reine Holzständerbauweisen auf. Hybridkonstruktionen, also die Kombinationen von Stahl und Holz, sind zwar statisch sehr günstig, dafür muss man sich bei der Dämmung der Stahlbauteile sehr verkünsteln um thermische Probleme, sprich Wärmebrücken los zu werden. Solche Beispiele führe ich daher nicht auf, sie sind aber durchaus umsetzbar. Die beiden gezeigten Beispiele sind Planungen von Bauwagen, von denen ich einen selber gebaut habe. Bei diesem habe ich hohen Wert auf die Gewichtsreduktion der Bauteile gelegt, da ich diesen Wagen als Büro nutzen wollte und davon ausgegangen bin, dass durch Bücher, Aktenordner, usw. einiges an Verkehrslasten das Gesamtgewicht erhöhen würden. Der andere Bauwagen ist etwas robuster konstruiert. Bei diesem dient die hintere Beplankung der Wände als statisch wirksame Schicht und daher ist die Konstruktion auch schwerer. Ob einer oder beide Wagen der kritischen Beurteilung eines Statikers standhalten würden, weiß ich nicht. Ich habe sie selbst nicht berechnet, sondern mich auf mein „gesundes Bauchgefühl“ verlassen. In den fünf Jahren, die ich meinen Bauwagen jetzt nutze, musste er jedenfalls heiße Sommer, Winter mit viel Schnee und den einen oder anderen heftigen Sturm aushalten und hat das klaglos hingenommen.  Die Reihenfolge der Details richtet sich nach dem Bauablauf.  Wenn man ein gebrauchtes Fahrgestell gekauft hat, wird man dieses je nach Zustand komplett entrosten und lackieren müssen – eine Arbeit die nur Masochisten Spaß macht, aber durchaus lohnenswert ist. Der schönste Aufbau nutzt einem wenig, wenn das Fahrgestell darunter wegrostet. Mit einer verlässlichen Planung kann man beginnen, sobald man das Fahrgestell komplett vermessen hat. Bei meinem Fahrgestell hatte ich das Glück, dass die tragende Primärkonstruktion komplett vorhanden war. Ich musste mir darüber also keine Gedanken machen.  Wer viel Platz oder eine große Werkstatt hat, kann die Wandelemente einzeln vorrichten und so bei der Montage viel Zeit sparen. Da ich beides nicht hatte, habe ich die Konstruktion direkt auf dem Fahrgestell montiert. Zu Beginn befestigt man die Schwelle auf den Rahmen, hier sollte man mit der Dimension der Bolzen nicht geizen um einen festen Verbund herzustellen.

Windsog- und Druckkräfte können eine unheimliche Gewalt entwickeln und durch das geringe Gewicht sind Bauwagen für diese Einwirkungen sehr anfällig. Seit mich auf der Autobahn vor ein paar Jahren ein Scheunendach überholt hat, bin ich in diesem Punkt jedenfalls recht pingellig. Meine Schwellen hatten eine Dimension von 6x8 cm und wurden mit 12er Gewindestangen verschraubt, auf die Querholme habe ich Konstruktionshölzer befestigt, um den späteren Bodenaufbau besser montieren zu können.  Eine 15mm OSB Platte, die ich vollflächig als Unterkonstruktion des späteren Bodens zwischen den Schwellen verlegt habe, bewahrte mich davor, während den Montage der Wandelemente immer von Tragholm zu Tragholm balancieren zu müssen. 

Der von mir geplante Wandaufbau ist in unten stehender Schnittzeichnung grob beschrieben. Ich gehe nicht auf alle einzelnen Arbeitsschritte ein, sonst wird dieser Text nie fertig. Für diejenigen, die sich noch nie mit dem Thema Holzständerbau beschäftigt haben, anbei jedoch einige Tipps: wer sich bei der Festlegung seines Stützenrasters nach der Plattenlänge der Weichfaserplatte richtet, hat am Ende wesentlich weniger Verschnitt. Für die Beplankung auf der Innenseite würde ich inzwischen eine dickere Dreischichtplatte verwenden – 4mm Sperrholz ist schon ganz schön flatterig. Außerdem kann man sich dann die Diagonalen zwischen den Holzständern sparen. Wer vor Montage der Innenbeplankung ein 2-seiten-Klebeband an den Stellen, wo die Plattenstöße aufeinandertreffen, auf die Stützen klebt, hat gleich auf elegante Art seine Stoßverklebung (siehe Bauphysik oben...) erledigt. In die Wände können für Steckdosen zwar flache Hohlraumdosen eingebaut werden, diese sollte man wegen der Dampfdiffusion jedoch sauber eindichten. Alternativ könnte man sie in den Bodenaufbau einbauen. Dieser bietet wegen seiner Höhe (naja, in meiner Zeichnung jetzt nicht unbedingt...) die Möglichkeit, eine Installationsebene vorzusehen. Unterhalb meiner Sockelleisten habe ich Hohlräume zum verziehen von Kabeln gelassen. Auf diese Art und Weise habe ich die Möglichkeit, später problemlos Änderungen an meiner Elektroinstallation vorzunehmen. Für die Fenster habe ich mir selber Rahmen geschnitten und die Scheiben von außen mit Pressleisten fixiert. Wer sich so etwas selber zutraut, sollte dringend darauf achten, der Scheibe noch genügend „Luft“ zu lassen und die Vorlegebänder so dick zu wählen, dass die Scheiben beim Anschrauben der Pressleisten nicht zu viel Druck bekommen, sonst reißen sie. Außerdem ist es illusorisch anzunehmen, dass man die untere Pressleiste gegen das Eindringen von Wasser dicht bekommt. Man sollte also zusehen, dass es nach unten abfließen kann. Sollte sich jemand für ein solches Detail interessieren, kann ich es später gerne hier veröffentlichen.

von Schneider & Krümpelmann 03 Feb., 2017
Energetische Sanierung – einige Beispiele Wer Google bemüht, und nach dem Begriff „energetische Sanierung“ sucht, der hat freie Auswahl unter 543.000 Treffern in deutscher Sprache. Gibt man hingegen als Suchbegriff „sinnvolle energetische Sanierung“ ein, hat man „nur“ noch 164.000 Artikel zu lesen, im Gegensatz zu 636.000 Treffern für „sinnlose Energetische Sanierung“. Und als Laie ist man nach der Lektüre in der Regel nicht wesentlich klüger als vorher. Eines ist allerdings deutlich festzustellen: über das Thema erhitzen sich die Gemüter. Es gibt weniges über Baumaßnahmen zu lesen, über das so heftig gestritten wird, wie über die energetische Sanierung von Bestandsgebäuden.
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